Stellt Saab immer noch Autos her?
Viele glauben immer noch, dass Saab Autos herstellt, obwohl das Unternehmen im Jahr 2000 von General Motors übernommen und Saab Automobile im Jahr 2011 endgültig aufgelöst wurde. Aber die Marke Saab ist als eines der innovativsten Verteidigungs- und Sicherheitsunternehmen der Welt immer noch sehr präsent.
Das schwedische Unternehmen Saab ist seit 80 Jahren ein bekanntes Verteidigungs- und Sicherheitsunternehmen. Dennoch verbinden viele den Namen mit dem längst verschwundenen Automobilhersteller.
Saab wurde 1937 im schwedischen Trollhättan als Flugzeughersteller ins Leben gerufen, um die schwedische Luftwaffe mit Flugzeugen zu versorgen, als Europa sich gerade für einen weiteren Krieg rüstete. Der vollständige Name des Unternehmens war Svenska Aeroplan Aktiebolaget, woraus das weltbekannte Akronym Saab entstand. Der Hauptsitz wurde bald in die schwedische Universitätsstadt Linköping verlegt, wo das riesige Unternehmen heute seine grösste Betriebsstätte hat. Inmitten verschiedenster Diversifikationsbestrebungen wurde dort 1945 ein Projekt zur Entwicklung von Automobilen in Angriff genommen.
Wie der Flugzeugbau von Saab das Design der Autos beeinflusst hat
Das Automobilprojekt von Saab trug den Namen Projekt 92, da 92 die nächste Zahl in der Produktionsreihenfolge nach Saab 91 – dem «Safir», einem einmotorigen Trainingsflugzeug – war. Die Autos von Saab sind denn auch stark vom Flugzeugdesign des Unternehmens inspiriert. Die Flugzeugingenieure des Unternehmens nutzen ihr Wissen über Aerodynamik aus dem Flugzeugbau, um die Beschleunigung im Vergleich zu den deutschen Autos, die damals in Schweden auf dem Markt waren, zu verbessern.
Das erste Auto wurde im Juni 1947 in Linköping der Öffentlichkeit vorgestellt, aber es dauerte noch bis 1949, bis die Produktion in Trollhättan richtig in Gang kam und die legendären flaschengrünen Autos erstmals auf der Strasse unterwegs waren. In den darauffolgenden Jahren wurde jeder neue PKW von Saab sofort zu einem Klassiker in punkto Design, Zuverlässigkeit und Sicherheit. Als der Name des Automobils immer bekannter wurde, so wuchs auch das Ansehen von Saab als Verteidigungs- und Sicherheitsunternehmen. Saab beliefert in der Folge Regierungen, Behörden und Unternehmen auf der ganzen Welt mit Produkten, Dienstleistungen und Lösungen, die von der militärischen Verteidigung bis zur zivilen Sicherheit reichten.
Das Ende einer Ära: Die Automobilherstellung von Saab wurde 2011 eingestellt
Im Gegensatz zum Verteidigungs- und Sicherheitsgeschäft, das sich immer mehr zu einem Weltkonzern entwickelte, nahm die Geschichte der Saab-PKW einen eher bescheidenen Verlauf. Als 1989 die 20-jährige Zusammenarbeit mit Scania-Vabis zu Ende ging, beteiligte sich der amerikanische Automobilgigant General Motors mit 50 Prozent am neuen Unternehmen Saab Automobile und wandelte es im Jahr 2000 in eine hundertprozentige Tochtergesellschaft um. Die Autos wurden nicht mehr von Saab hergestellt.
Die Zukunft der Saab-Autos war daher mit derjenigen von General Motors verknüpft, und als die amerikanische Muttergesellschaft im Jahr 2008 ihre eigene Talfahrt begann, war es auch um die schwedische Tochter geschehen. Auch eine Übernahme durch den niederländischen Autohersteller Spyker konnte den Niedergang nicht aufhalten, und das Saab-Autogeschäft war endgültig verloren, als Saab Automobile AB im Dezember 2011 Konkurs anmeldete.
Saab heute: Lösungen für die Bereiche Luft, Land, Marine, Sicherheit sowie zivile Luft- und Raumfahrt
Viele glauben, dass der Name Saab ausschliesslich mit Saab-Autos verknüpft war, aber das ist nicht der Fall. Saab ist immer noch einer der grössten Namen in der schwedischen Industrie, denn das Unternehmen wird in den Bereichen Verteidigung und Sicherheit immer erfolgreicher.
Heute bietet Saab Lösungen für die Bereiche Luft, Land, Marine, Sicherheit und zivile Luft- und Raumfahrt. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 16’500 Mitarbeitende und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von rund 31 Milliarden Schwedischen Kronen (dies entspricht fast USD 3,38 Milliarden zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Textes). Rund ein Viertel des Umsatzes von Saab wird in den Bereich Forschung und Entwicklung investiert. Saab verfügt über ein grosses Portfolio an Produkten, aber zu den bekanntesten gehören das Kampfflugzeug-System Gripen, das U-Boot Saab Kockums Gotland Class und das Waffensystem Carl-Gustaf.
Die Autos von Saab mögen verschwunden sein, aber Saab lebt weiter.
Die Entwicklung der Autos von Saab im Laufe der Jahre
- 1937: Saab wird in Trollhättan, Schweden, als Flugzeughersteller gegründet
- 1946: Das Saab-Autogeschäft wird aufgenommen
- 1947: Das erste Saab-Auto kommt auf den Markt
- 1955: Premiere des Erfolgsmodells Saab 93
- 1960: Saab übernimmt die AB Nyköpings Automobilfabrik, ANA
- 1967: Das Modell Saab 99 wird vorgestellt
- 1968: Saab schliesst sich mit Scania-Vabis zusammen, und Saab-Scania wird gegründet
- 1989: Das Automobilgeschäft von Saab wird von Saab-Scania getrennt, woraus ein eigenes Unternehmen entsteht: Saab Automobile. Der US-Autokonzern General Motors übernimmt 50 Prozent von Saab Automobile und wird Miteigentümer
- 2000: General Motors übernimmt das gesamte Saab-Automobilgeschäft – die Saab Group stellt keine Autos mehr her und ist nicht mehr am Automobilbau beteiligt
- 2011: Nachdem General Motors in finanzielle Schwierigkeiten gerät und verschiedene Übernahmeszenarien gescheitert sind, meldet Saab Automobile im Jahr 2011 Konkurs an, was das Ende des Saab-Autogeschäfts besiegelt
1937 – heute: Saab entwickelt sich weiter als eines der innovativsten Verteidigungs- und Sicherheitsunternehmen der Welt